Auszug aus dem Einwohnerbuch der Stadt und des Kreises Reichenbach (Eulengebirge) von 1943 (Breslauer Verlags- und Druckereigesellschaft m.b.H., Breslau 1, Weidenstraße 30):
„Gnadenfrei ist eine Landgemeinde mit 6000 Einwohnern . Sie liegt etwa 300 Meter über den landschaftlich so schönen östlichen Vorbergen des Eulengebirges. An den Verkehr angeschlossen ist der Ort durch die Reichsstraße 115 und Bahnstrecke Liegnitz – Kamenz. Außerdem ist hier der Endpunkt der Strecke Breslau – Rößlingen – Nimptsch – Gnadenfrei. Mit der nahen Kreisstadt Reichenbach besteht neben der Bahn auch eine bequeme Autobusverbindung.
Wie so viele Dörfer der schlesischen Gebirgsgegenden, ist die Ortschaft außerordentlich langgestreckt; sie zieht sich im Tale der Peile etwa 6 km an der Landstraße entlang. Seine jetzige Größe hat der Ort durch die im Jahre 1928 erfolgte Zusammenlegung der Gemeinden Gnadenfrei, Ober Peilau und Ober/Mittel/Peilau erreicht; 1938 wurde noch die Gemeinde Schobergrund eingegliedert. – Die Gemeinden Peilau sind uralte Siedlungen, die ihren Namen vom Peile-Flüßchen ableiten und deren Entstehungszeit noch nicht sicher feststeht, während Gnadenfei eine Niederlassung der Herrnhuter (der sogenannten „mährischen Brüder“) ist, die auf Friedrich den Großen zurückzuführen ist und von 1743 bis 1928 als besondere Siedlung für sich bestanden hat.
Die nähere und weitere Umgebung besitzt viele reizvoll Ausflugspunkte, welche ohne Anstrengungn zu erreichen sind, so z.B. der Kleutschberg, der einen herrlichen Ausblick gestattet, und der Fischerberg, bekannt durch die Schlacht am 16. August 1762, die dort im Siebenjährigen Krieg geschlagen wurde. – Bemerkenswert sind auch die schönen Anlagen am Questen und Gottesacker.
Wirtschaftlich gehört Gnadenfrei zum Reichenbacher Textilrevier. Die Weberei wird hier schon seit Jahrhunderten ausgeübt. Noch bis vor 50 - 60 Jahren klapperten in fast jedem hause die Handwebstühle. Wie überall hat die Maschine die Hausindustrie abgelöst und zur Bildung von Industrieunternehmungen geführt, die sich im Reiche einen guten Namen erworben haben und jetzt den größten Teil der Einwohnerschaft beschäftigen. Daneben bildet auch die Steinindustrie mit ihren zwei Marmor- und Natursteinwerken, zu denen auch ein Syenit-Steinbruch gehört, einen wichtigen Wirtschaftszweig, der hier schon seit über 100 Jahren ansässig ist und einer ganz ansehnlichen Anzahl von Volksgenossen Arbeit und Brot gibt.
An weiteren Erzeugnissen mögen als Spezialität noch die bekannten „Gnadenfreier Pfefferminzküchel“ , ebenso für Freunde eines guten Likörs die „Gnadenfreier Tropfen“, erwähnt werden.
Nicht zu vergessen sei auch die Landwirtschaft mit ihren etwa 80 bäuerlichen Besitzungen und vier größeren Gütern.
Am Orte bestehen 4 Volksschulen; 1942 konnte eine Hauptschule eingerichtet werden. Außerdem ist eine Landfrauenschule des Reifensteiner Verbandes, der „Maidhof“, vorhanden.
Foto: H. Hiemer
Bilder aus Gnadenfrei
mit freundlicher Genehmigung von Herrn J. R. Heinrich
mit freundlicher Genehmigung von Herrn J. R. Heinrich
mit freundlicher Genehmigung von Herrn J. R. Heinrich
mit freundlicher Genehmigung von Herrn J. R. Heinrich
mit freundlicher Genehmigung von Herrn J. R. Heinrich
mit freundlicher Genehmigung von Herrn J. R. Heinrich
mit freundlicher Genehmigung von Herrn J. R. Heinrich
mit freundlicher Genehmigung von Herrn J. R. Heinrich
Kirche der Brüdergemeine
mit freundlicher Genehmigung von Frau Dr. Köhler
Der Gladishof im Sommer 2009; eine Firma, die das Gestein des
Firscherberges abbaut, gehört der Hof und er wird von dieser saniert
Foto: H. Pieper
mit freundlicher Genehmigung von Herrn C. Selig
Gymnasium, später Maidhof
mit freundlicher Genehmigung von Herrn C. Selig
Haunoldstraße 38
Haus der Familie Erich und Anna Thiel; im Haus wohnte auch Martha Thiel, Mutter von Erich und die Schwester Grete Trippler.
Haunoldstraße 38, Nachbarn waren der Kaufmann Fulde, der Oberhof und Bauer Haase.
Mirbthaus
Hier wohnte Haumtmann Fürster; Verwalter war Herr Sommer
Foto. E. Böhling, geb. Sommer, 2010
Ober-Peilau, Bismarckstraße
Foto: G. Schmidt, 2010
Oberpeilau II, katholische Kirche
Foto: G. Schmidt, 2010
Gnadenfrei, Teichfabrik 2010
Foto. E. Böhling
Zimmermannfabrik 1. Mai 1939
Fotos: Heinz Hiemer
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